Frankreich: Kaysersberg, Elsass en miniature

Kaysersberg ist eines der schönsten Dörfer Frankreichs und ein Stück echtes Elsass – abseits der Hauptrouten, mit reichlich Fachwerkbauten und Weinbergen

Warum nach Kaysersberg?

Weil ihr in dem kleinen Ort einen authentischen Flecken Elsass entdecken könnt, ganz ohne Slalom durch die dichten Besucherströme, auf die ihr oftmals in Colmar und Straßburg trefft. Das mag angesichts von jährlich zwei Millionen Gästen in Kaysersberg zunächst paradox klingen, doch ich habe das 2500-Einwohner-Städtchen bei einem Besuch im Hochsommer genau so erlebt: wohltuend entspannt, ohne Gedränge in den bisweilen engen Gassen der Altstadt.

Obgleich Teil der Elsässer Weinstraße liegt Kaysersberg etwas abseits der stark frequentierten Routen, elf Kilometer nordwestlich von Colmar, im Tal des Flüsschens Weiss am östlichen Rand der Vogesen. Dort, an den Steilhängen gleich hinter der Ruine der mittelalterlichen Burg Kaysersberg (im Ort selbst als „Schlossberg“ ausgeschrieben), schlängeln sich die Rebstöcke der Weinberge entlang.

2017 wurde Kaysersberg zum schönsten Dorf Frankreichs gewählt

Was ist in Kaysersberg los?

Das hängt etwas von der Jahreszeit ab, in der ihr nach Kaysersberg kommt. Während der Weinlese im Herbst gibt es ein großes Weinfest, und Ende November beginnt der Weihnachtsmarkt, der sich über die gesamte Altstadt verteilt. Die solltet ihr euch auf jeden Fall in Ruhe anschauen. Elsasstypisch gibt es hier zahlreiche Fachwerkhäuser, einige davon stammen noch aus dem 16. Jahrhundert. Die Farben der Fassaden reichen von gelb und grün über rot und orange bis rosa. Von der mit Kopfstein gepflasterten Hauptstraße Rue du Général de Gaulle zweigen immer wieder schmale Gassen ab – zuweilen tun sich hier Postkartenmotive auf. Im Nordosten der Altstadt stehen das Rathaus mit seinem Renaissance-Innenhof und die aus rotem Sandstein gebaute Kirche Église de l’Invention-de-la-Sainte-Croix, die man durch ein romanisches Portal betritt.

Noch so eine elsässische Besonderheit sind die zweisprachigen Straßenschilder. Ein Beispiel: „rue des potiers – Hàfnergàss“, gemeint sind die Töpfer. Einige Läden und Restaurants machen noch Werbung mit metallenen, kunstvoll stilisierten Schildern über dem Eingang: ein Weingeschäft etwa mit einem Winzer, der in der einen Hand drei Flaschen Wein, in der anderen eine Tabakspfeife hat.

Geschmiedete Ladenschilder gehören in Kaysersberg dazu

Und dann wäre da noch der berühmteste Sohn der Stadt: Albert Schweitzer. Der Friedensnobelpreisträger, Arzt, Musiker, Philosoph und Theologe wurde 1875 im evangelischen Pfarrhaus von Kaysersberg geboren. Heute befindet sich im Anbau seines Geburtshauses das „Musée Albert Schweitzer“ mit Exponaten aus seiner Zeit als Arzt im Spital von Lambaréné in Gabun. Derzeit wegen Renovierung allerdings geschlossen.

Wie geht’s nach Kaysersberg?

Von Colmar aus fahrt ihr mit dem Auto über die D83 und die D415 Richtung Saint-Dié-des-Vosges bis zur Abzweigung am Ortseingang von Kaysersberg.

Wo übernachte ich am besten?

Wenn ihr es gerne luxuriös wollt, ist das Fünf-Sterne-Hotel Le Chambard am Fuß der Altstadt etwas für euch. Die modernen Zimmer befinden sich in einem Anwesen aus dem 18. Jahrhundert. Das hoteleigene Restaurant hat zwei Michelin-Sterne. Etwas gediegener ist das Hotel KLE, das in einem restaurierten Winzerhaus in einer ruhigen Gasse im Westen der Altstadt liegt.

Mein Extra-Tipp:

Herzhaft, deftig, mit alemannischem Einfluss – das trifft auf die meisten Gerichte der elsässischen Küche zu. In fast jedem Restaurant könnt ihr Flammkuchen (die „Basis“-Variante kommt mit Zwiebeln und Speck aus, der Fantasie sind in Sachen Beläge aber keine Grenzen gesetzt), elsässisches Sauerkraut (meist mit reichlich Fleischbeilage) und Spätzle probieren. Wenn ihr Käse mit sehr intensivem Geschmack mögt, ist der Munster etwas für euch. Dazu passt ein Glas Gewürztraminer aus der Region.

Titelbild: Blick auf Kaysersberg und seine mittelalterliche Burg mit den Vogesen im Hintergrund © Simon Dannhauer – shutterstock.com
Weitere Bilder: © leoks – shutterstock.com, Martin Klais (2), Jan Maier (3)

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