Warum zum Langjökull?
Weil ihr hier nicht nur mit Schneemobilen und Jeeps über den Gletscher fahren, sondern auch in bis zu 40 Meter tiefe Tunnel ins Eis hinabsteigen könnt. Das ermöglicht euch einen ganz anderen Blick auf oder besser gesagt ins Innere des Gletschers. Wusstet ihr zum Beispiel, dass das Eis Jahresringe hat, ähnlich wie ein Baum? Und dass Forscher aus eingeschlossenen Luftblasen im Eis Rückschlüsse auf das Klima von vor mehreren hundert Jahren ziehen können? Bei einer geführten Tour in einen der Tunnel des Langjökull erfahrt ihr Spannendes über den Gletscher, seine Entstehung und wie es in Zukunft mit ihm weitergeht.
Der Langjökull ist mit ca. 953 Quadratkilometern der zweitgrößte Geltscher Islands. Er liegt im westlichen Teil des Isländischen Hochlands. Er ist nicht besonders breit, dafür umso länger, was ihm seinen Namen “langer Gletscher” einbrachte. Unter der etwa 500 Meter dicken Eisschicht schlummern zwei aktive Vulkansysteme, die für eine ständige Bewegung und Veränderung des Gletschers sorgen.
Um diese Veränderungen besser untersuchen zu können, bauten Wissenschaftler mehrere Tunnelsysteme in das Eis, die heute mit geführten Touren besichtigt werden können. In einem der Tunnel befinden sich sogar eine Kapelle, in der man heiraten kann, und eine Bar.
Was ist am Langjökull los?
Eigentlich weit und breit nichts. Nur unendlich scheinende Weiten voller Schnee und Eis. Lediglich rund um das Klaki Basecamp ist Einiges los. Hier bekommen Touren-Teilnehmer ihre Ausrüstungen für den Gang in die Tunnel: weiße Wachsjacken und wasserdichte Überzieher für die Schuhe schützen vor der Nässe, denn im Sommer schmilzt das Eis kontinuierlich und dementsprechend nass ist es in den Tunneln.
So ausgerüstet beginnt die Fahrt über das ewige Eis. Und zwar mit sogenannten Super-Jeeps. Hierbei handelt es sich um umgebaute Militärfahrzeuge, die mit ihren breiten Reifen und dem 8-Rad-Antrieb ideal sind, um sicher das Eis zu überqueren, ohne stecken zu bleiben. Während der etwa 30-minütigen Fahrt habt ihr ausgiebig Zeit, die weiße Pracht zu bewundern, die sich bis zum Horizont erstreckt. Lediglich die tiefen Spuren im Eis verraten, dass es hier so etwas wie Zivilisation gibt. Und dann taucht plötzlich eine Röhre aus Metall im Schnee auf. Sie führt unter das Eis und markiert den Eingang zum Tunnel. Daneben stehen weitere Super-Jeeps, die wie eine Mischung aus LKW und Monstertruck aussehen.
Im Gänsemarsch geht es Gruppe für Gruppe hinab durch die Röhre. Auf dem Boden liegen große Matten, die den Schritten mehr Halt geben. Im ersten großen Raum bekommen alle Teilnehmer außerdem Steigeisen, die sie um die Sohlen ihrer Schuhe spannen können, um noch mehr Trittsicherheit zu bekommen. Dann geht’s zur etwa ein- bis eineinhalbstündigen Führung durch die engen Gänge. Gleich am Anfang trifft uns eine Erkenntnis: Eis ist nicht gleich Eis. Es gibt ganz klare, fast durchsichtige Stücke, dann wieder milchig blaue und sogar ganz schwarze. In die Wände eingebaute Lichter verstärken die verschiedenen Farben des Eises noch und tauchen die Gänge in mystisch blaues Licht. Gekonnt führt uns der Guide von einem Raum in den nächsten, ohne ihn würde man sich hier sicher verlaufen, denn unterwegs zweigen unzählige Gänge von unserem ab.
Unterwegs erfahren wir viel über die Entstehung der Gletscher und die Auswirkungen des Klimawandels auf sie. Aber auch über das aktive Vulkansystem unter ihnen und wo überhaupt das ganze Wasser hinläuft, wenn es schmilzt. Spannend: Das Wasser, das aus dem Langjökull herausläuft, ist etwa 1000 Jahre alt. So lange dauert es von dem Moment, als es als Schnee auf den Gletscher gefallen ist bis zu dem Moment, wenn es unten wieder heraus in einen der naheliegenden Seen und Flüsse läuft. Und auch die Umwelt selbst beeinflusst den Gletscher enorm. So brachte die Asche des Ausbruchs des Vulkans Eyjafjallajökull 2010, die in zwei bis drei Jahren angesammelte Schneemasse auf dem Langjökull zum Schmelzen. Noch heute sieht man in den Tunneln einen schwarzen Streifen an der Decke – die Asche des Vulkans.
Nach eineinhalb Stunden gelangen wir wieder in den ersten großen Raum, wo wir unsere Steigeisen zurücklassen und uns wieder auf den Weg durch die Röhre an die Oberfläche des Gletschers machen. Und so spannend die unterirdische, oder besser untereisige Tour auch war, ein bisschen froh sind wir schon, als wir das Tageslicht wieder sehen.
Wie geht’s zum Langjökull?
Es gibt verschiedenen Möglichkeiten, zum Gletscher zu gelangen: Am bequemsten mit einer Bustour ab Reykjavik. Am zentralen Busbahnhof steigt ihr in kleine Busse ein und werdet dann ganz gemütlich bis nach Húsafell gefahren. Unterwegs legen die Fahrer noch zwei Stopps ein: an der heißen Quelle Deildartunguhver und den wunderschönen Lava-Wasserfällen von Hraunfossar. Dann geht es weiter bis zu einem zentralen Sammelpunkt bei Húsafell. Im Winter starten von hier aus die Super-Jeeps hinauf auf den Gletscher. Im Sommer holt euch ein Shuttle in Húsafell ab und bringt euch zum Klaki Basecamp, das am Rand des Gletschers liegt.
Ihr könnt aber auch mit dem eigenen Auto nach Húsafell fahren. Ab Reykjavik dauert das etwa zwei Stunden. Anders als mit dem Bus, habt ihr unterwegs die Möglichkeit anzuhalten, wo immer es euch gefällt.
Wo übernachte ich am besten?
Húsafell ist ein kleiner Ort, weshalb es hier nur eine begrenzte Auswahl an Hotels und Unterkünften gibt. Mitten in der Natur seid ihr im Harpa Holiday Home , einer luxuriösen Ferienunterkunft für bis zu sechs Personen.
Das größte Hotel der Region ist das Hotel Húsafell, das zu den “National Geographic Unique Lodges of the World” gehört und sich durch seine Mischung aus Luxus und Wildnis auszeichnet. Das Hotel bietet unter anderem diverse Aktivitäten an wie Wandern, Reiten, Schwimmen in geothermalen Quellen und vieles mehr.
Solltet ihr die Tour in Reykjavik beginnen, könnt ihr natürlich in einer der vielen Unterkünfte in der Hauptstadt Islands übernachten. Hier gibt es von der Ferienwohnung über Privatzimmer bis zum Luxushotel alles.
Mein Extra-Tipp:
Wer die Schönheit des Langjökull lieber von der Erdoberfläche aus betrachten möchte, sollte eine Tour mit einem Schneemobil unternehmen. Auch hier gibt es verschiedene Anbieter. Einige starten als Tagestour ab Reykjavik und andere ab dem Parkplatz am Gulfoss-Wasserfall. Immer zwei Personen sitzen gemeinsam auf einem der rasanten Flitzer. Gemeinsam mit einem Guide fährt man dann etwa eine Stunde über die ewigen Weiten von Schnee und Eis.