Wangerooge: Insel mit Flair

© AdobeStock/ErnstPieber

Warum nach Wangerooge?

Weil die Insel anders ist als die anderen Ostfriesen-Inseln, zu denen sie sowieso nur geographisch, nicht aber politisch gehört: Über dem alten Leuchtturm, einem der Wahrzeichen dieser Insel, weht nämlich seit eh und je eine Flagge, die bis heute die Zugehörigkeit zum Land Oldenburg signalisiert. Die knapp tausend Einwohner machen aber daraus, anders als in früheren Zeiten, kein Gedöns mehr. Unklar hingegen ist, ob Wangerooge die kleinste der sieben Schwestern im niedersächsischen Wattenmeer ist. Das hängt, so sagen die Experten, von der Tide ab. Man hat sich auf eine „offizielle“ Fläche von knapp acht qkm geeinigt. Wichtiger ist den meisten Wangeroogern, dass sie auf eine der ältesten Seebad-Historien in Deutschland verweisen können. Seit 1804 baden hier „insbesondere empfindliche Frauenspersonen, die ihre verlorene Gesundheit wieder zu finden hoffen“, wie es seinerzeit hieß (nur Norderney und Heiligendamm hatten das Geschäft mit dem Tourismus noch etwas früher erkannt). 

Was ist auf Wangerooge los?

Viel Wind, viel Wasser, viel Grün, viel Tradition: Man lässt sich nur zu gern bei einem Strandspaziergang durchpusten, um sich danach – zu jeder Jahreszeit – im  Café Treibsand bei heißem Tee, mit oder ohne Schuss, stilecht aufzuwärmen. Zum Ambiente gehört viel Kunst in wechselnden Ausstellungen. Das sorgt für Gesprächsstoff und Klönschnack. Eine andere Institution im gastronomischen Bereich ist das Café Pudding. So geht hier die Geschichte: Im 2. Weltkrieg war Wangerooge als Vorposten für den Kriegshafen Wilhelmshaven mit mehreren Bunkern ausgestattet, einer davon auf dem Pudding, dem erhöhten Kreisel und Umkehrplatz auf den Spaziergängen von der Zedeliusstraße zum Strand . Nach dem Krieg bekamen einige Bunker als Lagerräume eine neue Funktion. Der Pudding aber wurde am schönsten und nachhaltigsten „umgewidmet“: erst zum Kiosk für Eis und Kuchen, danach, fast zeitgleich mit Gründung der Bundesrepublik, zum Café, das bis heute von der Friesenfamilie Folkerts geführt, seit 1995 mit Südterrasse zur Zedeliusstraße und seit 2005 mit Strandhaus auf der Westseite.

Mit der Inselbahn könnt ihr bequem die ganze Insel umrunden © AdobeStock/seewhatmitchsee

Und sonst? Noch erfreuen Austernfischer und andere Brachvögel im Wattenmeer die Naturfreunde unter den Urlaubern. Ein intensiver Blick zu den Heulern auf den Seehundbänken gehört auch zum Pflichtprogramm. Überhaupt: das Wattenmeer – seit zehn Jahren Weltnaturerbe -, bei Ebbe ist es wohl die beliebteste Abwechslung vom Strandleben, eine kundig geführte Wattwanderung dauert anderthalb bis zwei Stunden.  Sehr beliebt sind auch Radtouren, z.B. zum Westturm, in dem die Jugendherberge untergebracht ist, zum alten Leuchtturm oder zum Nationalparkhaus Rosenhaus – mit Pottwal-Skelett vor der Tür! Dieses interessante Haus feiert im Juli 2019 sein 30jähriges Bestehen. Wer alle herausragenden Sehenswürdigkeiten, zu denen auch die Nikolaikirche gehört, miteinander verbinden will, ist zehn Kilometer unterwegs, meistens gegen den Wind…

Und abends treffen sich Insulaner und Urlauber in der Kogge. Dort wird viel geschnackt, gelacht und nicht selten auch gesungen. Zwar hält der Shanty-Chor hier nicht mehr seinen Übungsabend ab, aber es findet sich immer jemand, der den Hamborger Veermaster anstimmt. Info: www.wangerooge.de.

Wie geht’s nach Wangerooge?

Mit der Fähre von Harlesiel, das dauert inklusive Inselbahn vom Anleger zum Bahnhof Wangerooge ca. 90 Minuten. Oder in zehn bis 15 Minuten mit dem Flugzeug von Harle, www.inselflieger.de.

Wo übernachte ich am besten?

Das Aparthotel Anna Düne, bietet mit 40 Apartements und dem maritim eingerichteten Restaurant Friesenjung eine ebenso stilvolle wie gemütliche Unterkunft. Traditionsreich und beliebt seit Generationen ist das Hotel Hanken in der Zedeliusstraße, die sowas wie den Broadway von Wangeerooge darstellt.

Mein Extra-Tipp:

Einfach mal ein paar Wintertage auf einer so kleinen Insel wie Wangerooge einplanen – das hat was: Das milchig-helle Licht, so sehen es mit ihr auch die Kurgäste, die ganz bewusst gerade dann gegen den Wind laufen (es werden von Jahr zu Jahr mehr), zeichnet scharfe Konturen. Selbst wenn Sturmwolken am Horizont aufziehen und sich Minuten später über dem breiten Strand ballen, empfinden die Kenner und Liebhaber diese Szenerie, die Luft und den besonderen Glanz als prickelnd und einfach schön. Es klärt sich manches.

0 Shares:
You May Also Like