Goslar: Tausend Jahre, tausend Schritte

Die Kaiserpfalz umfasst ein riesiges Areal am Fuße des Rammelsbergs © AdobeStock/Uwe Graf

Warum nach Goslar?

Weil hier deutsche Geschichte wie unter einem Brennglas zu bewundern ist. Weil sich wohl nirgendwo sonst in tausend Schritten tausend Jahre erkunden lassen, in Ruhe und mit gemütlichen Pausen. Weil die Altstadt einerseits wie die Kulissen zu einem Märchenfilm wirken und andererseits viel Lebendigkeit und Charme ausstrahlt. Weil große Kunst sich seit 1975 alljährlich mit der Verleihung des Kaiserrings präsentiert und Goslar  – ein Harz-Städtchen von gerade mal 50.000 Einwohnern  – sich zu einer Kunstenklave von überregionaler Bedeutung entwickelt hat. Und weil der Ort gleich drei Weltkulturerbe zu bieten hat, neben der Altstadt stehen auch das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg – heute ein Besuchermagnet –  und die Oberharzer Wasserwirtschaft im Vorort Hahnenklee auf der Unesco-Liste. Diese Teiche, so genannte Wasserregale haben den Bergbau rund um Goslar erst möglich gemacht.

Was ist in Goslar los?

An die Historie des Bergbaus, der Goslar einst reich gemacht hat, erinnert am Markt, dem Zentrum der Altstadt, ein Glockenspiel. Aus einer Klappe im Giebel des Kaiserring-Hauses laufen viermal am Tag Bergleute im Kreis herum. Zu den Klängen des Steigerlieds erinnern sie an die Schätze, die sie über tausend Jahre lang aus dem Rammelsberg geholt haben. Erst 1988 war Schicht im Schacht, die Grube wurde zum technischen Museum. Führungen und Fahrten mit der Grubenbahn vermitteln Eindrücke von der harten Arbeit der Bergleute in vergangenen Zeiten. 

Auch die weiträumige Anlage Kaiserpfalz lässt sich im Rahmen einer geführten oder individellen Zeitreise erleben. Dabei stehen zum Beispiel Ritter oder der Reisetross von Heinrich III. im Fokus. Für Kinder wird die Geschichte spielerisch erlebbar gemacht, Familienführungen finden zweimal an jedem ersten Sonntag im Monat statt.

Das Mönchehaus Museum, widmet sich in wechselnden Ausstellungen der modernen und zeitgenössischen Kunst. Jedes Jahr im Oktober richtet sich der Blick der Kunstwelt auf Goslar, wenn wieder der Goslarer Kaiserring verliehen wird. Erster Preisträger war 1975 Henry Moore; auch Georg Baselitz, Christo und Jörg Immendorff tragen diese Auszeichnung.

Der Markt im Zentrum der Altstadt, überragt vom Doppelturm von St.-Cosmas und St. Damian, ist Treffpunkt der Goslarer und ihrer Gäste aus aller Welt. Die scharen sich um ihre Stadtführer und lassen sich reichlich Fakten und die Döntjes erzählen, die sich eher  überschneiden als ergänzen. Allein für den holzgeschnitzten Dukatenscheißer am Kaiserworth-Haus haben sie ein halbes Dutzend Versionen parat, die alle stimmig klingen. Nur der goldene Reichsadler auf dem Brunnen gibt manchmal Rätsel auf. Denn ihm fehlt mal wieder die Schwanzfeder…Studentenulk, Metallräuber? Keiner weiß es wirklich.

Wie geht’s nach Goslar?

Mit dem Auto von Norden über die A 7 bis Derneburg oder Rhüden, weiter über B 6 oder B 82; von Süden über die A 7 bis Seesen, weiter über B 248 und B 82; von Westen und Osten über die A 2; mit der Bahn via Hannover, Braunschweig oder Halle. Auch der FlixBus fährt Goslar an. 

Wo übernachte ich am besten ?

Das Romantik Hotel Alte Münze bietet modernen Komfort in einem historischen Gebäude-Ensemble. Es liegt in einer ruhigen Seitengasse der Altstadt, nur ein paar Minuten zu Fuß vom Marktplatz entfernt.

Mein Extra-Tipp:

Ein Stück Norwegen im Harz? Das lässt sich im Goslarer Vorort Hahnenklee-Bockswiese erleben. Dort wurde vor etwas über hundert Jahren eine Stabkirche nach nordischem Vorbild aus Holz erbaut. Anders als in den norwegischen Stabkirchen aber ist hier der Glockenturm mit dem Kirchenschiff fest verbunden und dient als Aufgang zur Empore. Durch die bleigefassten, mit nordischen Symbolen geschmückten Fenster fällt viel Licht. Auffallend ist in den kleinen Fenstern neben den Seitentüren die “Swastika”, ein Sonnensymbol aus dem indogermanischen Sprachraum, das in der Nazizeit als Hakenkreuz missbraucht wurde.

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