Fränkisches Weinland: Iphofen

© Bernd Schiller

Warum nach Iphofen ?

Weil sich kaum ein anderer Ort in Mainfranken so einladend anbietet für eine genussreiche Tour, zum Beispiel auf Kurt Tucholskys Spuren. Zwischen Steigerwald und Würzburg dreht der Main eine große Schleife. Dort, im Bilderbuchstädtchen Iphofen im fränkischen Weinland beginnt mit der Traubenlese, meistens ab Mitte August, die Zeit der Genießer: Weinsaison, Wildsaison und sinnenfrohe Festsaison. Und was hat Tucholsky, der große Spötter und Liebhaber sinnenfroher Genüsse, damit zu tun? Es war 1927, als Kurt Tucholsky, der dieser scharfzüngige wie melancholisch veranlagte Dichter und Journalist am Maindreieck entlang bummelte, durch Würzburg, Ochsenfurt und ganz besonders intensiv durch Iphofen. Sein erster Eindruck: „Iphofen ist ein ganz verschlafenes Nest, mit sehr aufgeregten Gänsen auf den Straßen, alten Häusern und einer begrasten Stadtmauer…“.

Gut, die Gänse laufen nicht mehr über die Straße. Aber sonst: Der Marktplatz ist kopfsteingepflastert wie zu Tucholsky Zeiten. In manchen Innenhöfen wachsen Oliven und Zitronen in dicken Weinfässern. Und am barocken Rathaus wollen alle die „Hundslöcher“ sehen, in denen im Mittelalter jene Bürger ihre Schandstrafen abbüßen mussten, die über die Stränge geschlagen hatten. Darüber und über Tucholskys schönen Seufzer lässt sich trefflich sinnieren: „Schade, dass man Wein nicht streicheln kann…“

Das Pesttor ist eines der Sehenswürdigkeiten von Iphofen © AdobeStock/ Fotolyse

Was ist in Iphofen los?

Die schönste Zeit mit den urigsten Festen beginnt im Spätsommer und zieht sich bis in den oft sehr sonnigen und beständigen Herbst hin: zum Beispiel Ende September beim Weinkulinarischen Spaziergang mit Kirchweih. Oder Mitte Oktober, zum Abschluss der Weinlese, mit der traditionellen „Letzten Fuhre“. Unter dem Motto „Hereingeschmeckt…“ präsentieren sich mehrmals im Jahr Iphöfer Winzer im neuen Gutshof des Romantik Hotels Zehntkeller.

Ansonsten lohnen sich an den Wochenenden von Ostern bis Ende Oktober geführte Rundgänge, bei denen die Vergangenheit interessant und humorvoll mit der Gegenwart verknüpft wird, Gschichtli und Anekdoten gehören immer dazu – „ob`s halt wahr is…?“ 

Stadtführungen werden auch per Fahrrad oder mit der Pferdekutsche angeboten. In der Umgebung locken Wanderwege für Spaziergänger und Radler, Biotope und Geotope, Lehrpfade und Naturerlebnispfade, Weinproben und Führungen zur Geschichte des Weins.

Im Zentrum des Städtchens sind der historische Ortskern, das Rathaus und die gotische Pfarrkirche St. Veit mit ihrer Riemenschneider-Figur von Johannes dem Evangelisten die Sehenswürdigkeiten. Beliebte Fotomotive sind die neun Tore, die Türme und Wehranlagen mit ihren „Schlupflöchlein“ und Schießscharten. Wer sich intensiver für die bewegte Geschichte des Städtchens interessiert, sollte einen längeren Blick in die Geschichtsscheune hinter dem historischen Rathaus werfen. Infos: www.iphofen.de

Wie geht’s nach Iphofen ?

Über die Autobahn Richtung Würzburg, Abfahrt Kitzingen oder mit dem ICE bis Würzburg.

Wo übernachte ich am besten ?

Am stilvollsten im historischen Hotel „Zehntkeller“, das zur renommierten Romantikgruppe gehört: 59 Gästezimmer und Suiten, geschmackvoll ausgestattet.

Herrschaftlich begrüßt das Hotel Zehntkeller seine Gäste © Bernd Schiller

Mein Extratipp:

Ein Abstecher über die Mainbrücke, nur 25 Kilometer sind es bis nach Sommerhausen, 1500 Einwohner, zwei Theater…Weithin bekannt ist vor allem das 1950 gegründete Torturmtheater. Es soll mit gerade mal 30 Plätzen das kleinste in Deutschlands sein. Viele Jahre wurde es von dem Schauspieler, Regisseur und Maler Veit Relin geführt. Nach dessen Tod 2013 übernahm seine Ehefrau, Angelika Relin die Bühne, um es in seinem Sinn weiter zu betreiben. Nur ein paar Schritte entfernt, neuerdings in der Kirchgasse 11, spielt das Theater von Brigitte Obermeier. Die Bühnen und das mit ihnen verbundene Ambiente hat viele Künstler und schöne kleine Läden angezogen, z.B. Galeristen, Antiquitätengeschäfte und Goldschmiede.

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