Island: der Thingvellir-Nationalpark

Thingvellir-Nationalpark shutterstock/Nido Huebl
Thingvellir-Nationalpark shutterstock/Nido Huebl
Er ist der wichtigste Ort für Isländer und sowohl historisch als auch geologisch von großer Bedeutung. Ein Spaziergang zwischen zwei Kontinenten

Warum zum Thingvellir-Nationalpark?

Weil dieser Ort sowohl geologisch als auch historisch von großer Bedeutung für die Insel ist. Und weil ihr hier wunderbare Natur betrachten und zwischen zwei Kontinenten spazieren gehen könnt. Das 237 Quadratmeter große Gebiet befindet sich nämlich direkt auf den Kanten der eurasischen und der amerikanischen Kontinentalplatte und wird durch deren Auseinanderdriften geprägt. Überall hier könnt ihr diese Naturgewalt anhand von tiefen Spalten und Schluchten sehen – ein magischer Ort, an dem einem die Kraft der Natur bewusst wird.

Thingvellir-Nationalpark © Anne Schüßler
Von der Aussichtsplattform auf dem Lögberg aus habt ihr einen uneingeschränkten Blick auf die Ebene © Anne Schüßler

Was ist los im Thingvellir-Nationalpark?

Im Sommer um die Mittagszeit eine ganze Menge. Der Nationalpark zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Islands und ist dementsprechend gut besucht. Doch wenn ihr am frühen Morgen oder späten Abend hierher kommt, könnt ihr die Besonderheiten dieser Landschaft ganz in Ruhe genießen.

Thingvellir (isländisch Þingvellir) entstand vor Millionen von Jahren, als sich die nordamerikanische und die europäische Kontinentalplatte voneinander zu trennen begannen. Hierdurch entstand eine Grabenbruchzone zwischen den tektonischen Platten, die sich jährlich um zwei bis vier Zentimeter verbreitert. Besonders deutlich zu erkennen ist das an der Almannagjá (Almännerschlucht) und der Hrafnagjá (Rabenschlucht). Vom Besucherzentrum oberhalb der Allmannagjá aus habt ihr einen tollen Blick auf dieses gewaltige Naturschauspiel. Dass wir die auseinander gedrifteten Platten hier überirdisch sehen können, haben wir starken Vulkanausbrüchen im Gebiet von Þingvellir zum Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 bis 11.000 Jahren zu verdanken. Auch heute noch liegt das Gebiet umgeben von vier aktiven Vulkansystemen. Und: Es ist so bedeutend, dass es seit 2004 zum UNESCO-Welterbe gehört.

Thingvellir-Nationalpark © Anne Schüßler
Seit fast 1100 Jahren Islands wichtigster Ort: Thingvellir-Nationalpark und Welterbe © Anne Schüßler

Doch das Gebiet ist nicht nur geologisch eine absolute Besonderheit. Auch historisch ist es von großer Bedeutung, besonders für die Isländer. Thingvellir bedeutet übersetzt “Versammlungsfelder”. Im Jahre 930 nach Christus wurde hier Islands demokratisches Parlament gegründet, eines der ersten der Welt. Und 1944 wurde hier die Republik Island ausgerufen. Einmal im Jahr trafen sich hier für 14 Tage alle Stammesoberhäupter (Goden) und ihre freien Bauern, um Gesetze zu erörtern, Urteile zu fällen und politische Entscheidungen zu treffen. Vom Lögberg (übersetzt Gesetzesfelsen) aus trug der Sprecher die aktuell geltenden Gesetze vor. Heute befindet sich hier eine Aussichtsplattform. Von ihr aus habt ihr einen weiten Blick über die Ebene und auf den Thingvallavatn, den größten See Islands.

Ebenfalls sehenswert ist der Wasserfall Öxarárfoss im Norden der Almannagjá. Eine Geschichte besagt, das hier Verbrecher und fremdgehende Ehefrauen enthauptet wurden, was plausibel klingt, denn die Übersetzung seines Namens bedeutet “Axt-Wasserfall”. Er wurde künstlich geschaffen, um das Wasser des Flusses Öxará in die Ebene hinunter zu leiten und die Menschen während den Versammlungen zu versorgen.

Thingvellir-Nationalpark © Anne Schüßler
Der Öxarárfoss wurde von Menschen angelegt und diente der Wasserversorgung © Anne Schüßler

Wie geht’s zum Thingvellir-Nationalpark?

Flüge nach Island gibt es von fast allen deutschen Flughäfen. Von Hamburg aus erreicht ihr die Insel in etwa drei Stunden Flugzeit. Der Hauptflughafen Keflavík liegt knapp eine Dreiviertelstunde Busfahrt von Reykjavik entfernt. Shuttlebusse fahren immer passend zu den Abflug- und Ankunftszeiten der Flugzeuge und können im Voraus gebucht werden.

Der Nationalpark liegt in Südisland, nur 40 Kilometer von Reykjavík entfernt. Von hier aus folgt ihr einfach der Straße Nr. 1 (der Ringstraße) durch die kleine Stadt Mosfellsbær biegt anschließend auf die Straße Nr. 36 ab. Kommt ihr aus Richtung Borgarnes, nehmt ihr ebenfalls die Straße Nr. 1 und dann die Straße Nr. 52, die Distanz beträgt rund 89 Kilometer.

Wo übernachte ich am besten?

Allen voran ist das ION Hotel zu nennen. Kein Schnäppchen, aber wer sich etwas gönnen möchte, findet hier eine Oase inmitten von Lavafeldern. Neben den wunderschön eingerichteten Zimmern, einem luxuriösen Spa-Bereich und einem Restaurant mit atemberaubender Aussicht bietet das Hotel auch verschiedenste Touren rund um Thingvellir an.

Im Hochland versteckt findet sich das Highland Center Hrauneyjar. Hier gibt es vom kleinen Doppelzimmer bis zur Suite verschiedenste Angebote. Frühstück und Abendessen sind hier möglich, und die Umgebung ist ideal zum Wandern.

Mein Extra-Tipp:

Das Wasser in der Silfra-Spalte ist glasklar – und eiskalt © shutterstock/Hoiseung Jung

Die Silfra-Spalte ist bei Tauchern weltbekannt und weltweit die einzige Möglichkeit, zwischen zwei Kontinenten zu tauchen. Und auch wer keinen Tauchschein hat, kann hier als Schnorchler einen Einblick in die einzigartige Unterwasserwelt der Grabenzone zwischen den Kontinenten bekommen. Touren für Schnorchler werden von verschiedensten Anbietern durchgeführt und sind ein wirklich einmaliges Erlebnis, egal ob Sommer oder Winter.

Bildnachweis Aufmacherbild: shutterstock/Nido Huebl

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